Die Edelmetalle im Überblick
Das Edelmetall Gold hebt sich durch seine Farbigkeit, sein erhebliches Gewicht und seine Beständigkeit gegenüber Umwelteinflüssen stark von anderen Metallen ab. Es ist eines der ersten Metalle, das den Menschen zur Herstellung von Artefakten diente, insbesondere von rituellen Gegenständen und Schmuck.
Die frühesten bekannten Gegenstände aus Gold stammen aus dem 5. Jahrtausend vor Christus und ab dem 6. Jahrhundert vor Christus sind Goldmünzen als Zahlungsmittel nachgewiesen. Für die Schmuckherstellung besitzt Gold den Vorteil, dass es sich leicht weiterverarbeiten lässt, da es schon bei geringer Hitze schmilzt und sich mit vielen Metallen zu schönen Legierungen verbindet.
Roségold: “Russengold” oder “Türkengold” nennt man rötlich schimmernde Goldlegierungen, weil sie Ende des 18. Jahrhunderts in Osteuropa erfunden worden. Den Rosé- oder Rotton erzeugt Kupfer, das dem Material zudem seine Festigkeit gibt. Zuweilen fügt man auch etwas Silber zur besseren Verarbeitung hinzu.
Je höher der Kupferanteil ist, desto rötlicher glänzt das Material. Die Begriffe Roségold und Rotgold sind zwar nicht an ein bestimmtes Verhältnis von Gold und Kupfer gekoppelt, doch häufig bezeichnet man mit Roségold Legierungen mit niedrigerem Kupfergehalt. Der Begriff “Russengold” jedoch bezieht sich immer auf einen Gold-Feingehalt von 583.
Gelbgold: Auch wenn reines Gold ebenfalls gelb glänzt, handelt es sich auch bei Gelbgold um eine Legierung. Zusätzliche Bestandteile sind hier Silber und Kupfer in gleichen Anteilen. Der Goldfeingehalt darf jedoch in Deutschland bei Gelbgold nicht weniger betragen als der Anteil von Kupfer oder Silber. So liegt der Mindestgehalt von Gold und der Höchstgehalt von Silber und Kupfer für Gelbgold bei 33,3%.
Ein höherer Goldanteil als 333 oder 8 Karat erhöht nicht nur den Wert des Schmuckstückes, sondern intensiviert auch den Gelbton. 750er Gelbgold oder 18-karätiges Gelbgold besteht zu 75% aus Gold und zu jeweils 12,2% aus Kupfer und Silber. Am beliebtesten ist jedoch 585 Gelbgold, das weniger anläuft als 333er Gold, aber einen höheren Härtegrad besitzt als 750er Gold.
Weißgold: Vom Farbton her kaum von Silber zu unterscheiden, trumpft Weißgold mit anderen Qualitäten auf. Im Französischen nennt man diese weiß-silberfarben glänzenden Goldlegierungen “or gris” (Graugold). Der Ton entsteht durch die Beimischung von Metallen, die das Gold entfärben. Hierzu zählen Silber und Palladium sowie zuweilen auch Eisen und Platin. Weißgold ist günstiger als Platin und besitzt gegenüber Silber den Vorteil, dass es weniger anläuft.
Weißgold, das durch die Beimischung von Kupfer, Nickel und Zink erzeugt wird, zeichnet sich durch eine Grundfestigkeit aus, die sich insbesondere bei Nadeln, Scharnieren und Schließen bewährt. Da einige Menschen jedoch allergisch auf Nickel reagieren, wird es heute kaum mehr für Schmuck verwendet.
Teurer, aber edler sind Weißgold-Legierungen mit Palladiumanteil. Zwar hat Palladium eine etwas dunklere Farbe, doch durch eine spätere Rhodinierung kann der gewünschte, helle Ton erzeugt werden. Palladium-Weißgold lässt sich aufgrund seiner Dichte und des höheren Schmelzpunktes schwieriger verarbeiten. Auch handelt es sich bei Palladium um ein hochwertigeres Edelmetall, das teurer ist als Kupfer und Silber. So erklärt sich der höhere Preis für Weißgoldschmuck im Vergleich zu Gelbgoldschmuck und Rotgoldschmuck mit dem gleichen Gold-Feingehalt.
Schon seit dem 5. Jahrtausend vor Christus sind die Menschen von Silber fasziniert und verarbeiten es zu Artefakten. Ob bei den Ägyptern, den Griechen oder den Germanen - Silber wurde hochgeschätzt und war zeitweise sogar begehrter als Gold.
Ob Silber ein echtes Edelmetall ist, darüber scheiden sich die Geister. Denn Silber zeigt im Gegensatz zu Gold und den Platin-Metallen eine geringe Reaktion mit Schwefelwasserstoff. Daher setzt sich mit der Zeit eine dünne Schicht schwarzes Silbersulfid auf der Oberfläche von Silberschmuck ab. Das Silber selbst wird allerdings durch diese Reaktion nicht beschädigt. Auch lässt sich das Silbersulfid leicht, z.B. mit einem Silbertuch, wieder entfernen. Weitere Tipps, wie Sie Silberschmuck am besten reinigen können, erhalten Sie in unserem Kapitel Silberreinigung.
Hätten Sie gewusst, dass es sich bei der olympischen Goldmedaille in Wirklichkeit nur um vergoldetes Silber handelt? Für vergoldetes Silber gibt es auch einen eigenen Begriff: “Vermeil”, was französisch “hochrot” bedeutet. Man müsste also eigentlich von der Vermeil-Medaille sprechen.
Abgesehen von Gold lässt sich Silber auch wunderbar mit anderen Metallen legieren, zum Beispiel mit Kupfer oder Palladium. Während eine Kupfer- oder Palladium-Legierung vor allem die Härte des Silbers positiv beeinflusst, macht ein Anteil des Edelmetalls Palladium von 20 bis 30 Prozent das Silber sogar beständig gegen das Anlaufen.
Besonders beliebt ist die Legierung Sterlingsilber, die man aus Silber und Kupfer herstellt und über einen Feingehalt von 925 Tausendsteln Silber verfügt. Ihr Name leitet sich von der britischen Währung Pfund Sterling ab, da die Silberpennies einst aus dieser Legierung bestanden. Heute wird Sterlingsilber auch häufig für Schmuck und Besteck verwendet. Das patentierte Argentium™ Sterling Silber enthält statt Kupfer Germanium und läuft daher im Gegensatz zu anderen Silberlegierungen nicht an.
Auch eine abschließende Feinversilberung, das heißt eine reine Silberbeschichtung, kann das Anlaufen des Silbers verringern. Gut zu wissen: Lassen Sie sich nicht von dem Begriff “Neusilber” in die Irre leiten. Denn in Neusilber ist gar kein Silber enthalten, es besteht stattdessen aus den unedlen Metallen Kupfer, Nickel und Zink.
Den Goldsuchern im 17. Jahrhundert in Südamerika war das Edelmetall Platin einst ein Dorn im Auge. Denn beim Gewinnen von Goldstaub wussten sie nicht, wie sie das Platin vom Gold lösen konnten. Da sie seinen Wert nicht erkannten, nannten sie dieses weiß-graue Metall abschätzig Platina “kleines Silber”. Sie hielten es auch lange Zeit für “unreifes Gold”.
Fanden sie größere Mengen Platin warfen sie es einfach in die Flüsse Ecuadors zurück. Nur die Goldfälscher erkannten die herausragenden Eigenschaften dieses Metalls, das selbst im Feuer nicht schmilzt und sogar noch etwas schwerer ist als Gold. Titan wiederum wurde erst im 18. Jahrhundert entdeckt und hat aufgrund seiner Leichtigkeit bei gleichzeitiger Härte viele Vorteile.
Platin mag optisch eher dem Silber gleichen, seine Eigenschaften ähneln jedoch vielmehr dem Gold. So hat es ebenfalls wie Gold eine sehr hohe Beständigkeit gegenüber Korrosion bzw. Oxidation, das heißt, es zeigt im Kontakt mit anderen Elementen - wie z.B. Sauerstoff - keinerlei Veränderungen. Aufgrund seiner sehr guten Biegsamkeit lässt es sich hervorragend zu Schmuck verarbeiten.
Wertvoller als Silber ist Platin aufgrund seiner Seltenheit. Außerdem verfügen Platin-Legierungen häufig über einen hohen Feingehalt. Eine bekannte Platinlegierung aus 96% Platin und 4% Kupfer nennt man auch Juweliersplatin. Das Kupfer verbessert hierbei die Härte des Schmuckstückes. Reines Platin ist für die Herstellung von Schmuck viel zu weich. Alternativ kann man das Kupfer durch das Edelmetall Palladium ersetzen, diese äußerst edle Legierung bezeichnet man dann als Fasserplatin; sie wird vor allem für Fassungen verwendet.
Platin besitzt noch einen weiteren Vorteil: Im Gegensatz zu Gold kann bei Platin kein Materialverlust durch Kratzer entstehen. Kratzer führen bei Platin nur zu einer leichten Verformung des Schmuckstückes.
Als William Gregor Ende des 18. Jahrhunderts das sehr feste Edelmetall Titan entdeckte, fühlte er sich an die Kraft des griechischen Göttergeschlechtes der Titanen erinnert. Und auch die anderen Eigenschaften dieses Edelmetalls sind “göttlich”: Es ist leicht und beständig gegen alle Alterungserscheinungen, das heißt sehr korrosionsbeständig.
Aufgrund dieser Qualitäten ist Titan der Favorit von vielen Fabrikanten für Uhrengehäuse und für Uhrenarmbänder, die fest und beständig, aber leicht sein sollen. Tatsächlich ist Titan das neunt-häufigste Element der Erde und kostet nur ein Zwanzigstel von Silber. Da das Gewinnen von reinem Titan aber sehr schwierig ist, beträgt sein Preis dennoch das 200-fache von Rohstahl.
Auch künstlich hergestellte Materialien - wie Emaille - können äußerst wirkungsvoll und edel sein. Und aufwendig und kunstvoll ist der Prozess der Emaille-Herstellung allemal: Hierbei wird eine Glasmasse aus Quarzsand, Natron, Kali und Kalk auf Metallflächen zum Schmelzen gebracht. Der Zusatz von Metalloxiden ermöglicht umfangreiche Variationen bezüglich der Farbe, der Transparenz und des Glanzes.
Weiterhin kann die Struktur des Untergrundes interessante dreidimensionale Effekte mit Reliefcharakter erzeugen. Auch die Anzahl der Brennvorgänge, die Temperatur und Dauer wirken sich auf das Ergebnis stark aus. Je nach Metalluntergrund entstehen andere Wechselwirkungen. Besonders knifflig ist es für den Emailleur einen bestimmten Farbton zu erzeugen, da dieser immer erst nach dem Brand sichtbar wird. Die Emaille-Herstellung hat daher fast etwas von Zauberei.
Uhren und Uhrenarmbänder bestehen häufig aus Edelstahl, denn Edelstahl ist ein sehr hartes und robustes Material, das sich gut verarbeiten lässt. Genauer handelt es sich bei Edelstahl um eine metallische Legierung, die vornehmlich aus Eisen mit hohem “Reinheitsgrad” besteht. Das heißt, im Eisen sind prozentual nur sehr wenige unerwünschte “Eisenbegleiter” (andere Stoffe wie z.B. Schwefel) enthalten.
Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet man mit Edelstahl rostfreien Stahl, obwohl nicht jeder Edelstahl rostfrei sein muss. Für Uhren und Schmuck werden jedoch immer sehr hochwertige Edelstahllegierungen verwendet, die sowohl rost- als auch säurebeständig sind. Diese Legierungen enthalten neben Eisen u.a. auch Chrom und Molybdän.